Die wichtigsten Fragen auf einen Blick
Johanna ist 23 Jahre alt, studiert Journalistik, hat SMA und spielt Powerchair Hockey in der deutschen Nationalmannschaft. Hier erzählt sie ihre Geschichte.
Meine Liebe zum Hockey begann schon sehr früh. Damals war ich noch in der Grundschule, so ungefähr zehn Jahre alt. Ich habe mit meinen Freundinnen Hanni und Nanni gespielt, angelehnt an die Geschichten über die beiden Zwillinge und ihre Abenteuer. Wir haben das früher oft getan – vielleicht auch, weil ich damals schon Hanni genannt wurde. Das war jedenfalls der Spitzname meiner Eltern für mich. Ich war ein ziemlicher Hanni-und-Nanni-Fan und die beiden spielten in einer der Geschichte irgendwann Hockey. So hat es damals angefangen.
Auch als kleine Johanna hatte ich schon immer feste Ziele. Mein Ziel damals war, genauso Hockey spielen zu können und in einem Verein zu sein. Meine Eltern haben das auch irgendwann mitbekommen und eines Tages durfte ich mir ein Training ansehen. Ich war von allem begeistert. Allerdings hätte ich da niemals wirklich mitspielen können. Daraufhin ist erst mal eine Welt für mich zusammengebrochen. Doch zum Glück war das noch nicht das Ende meiner Hockey-Geschichte.
2014 war ich mit meiner Familie auf einem Symposium der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke e.V. (DGM). Damals gab es für die Eltern viele unterschiedliche Vorträge, während denen die Kinder beschäftigt werden mussten – unter anderem mit Elektrorollstuhl-Hockey. So habe ich die Sportart damals kennengelernt. Zu der Zeit habe ich in meinem Alltag noch keinen Elektrorollstuhl genutzt. Den zu steuern war dann tatsächlich zunächst die größte Herausforderung für mich. Anscheinend habe ich mich aber nicht so ungeschickt angestellt, da ich am Ende des Symposiums zu einem Probetraining eingeladen wurde.
Wenige Wochen später hatte ich dann auch schon mein Probetraining. Ich weiß noch, wie aufgeregt ich an dem Tag war und wie sehr ich mich gefreut habe. Zum Glück hat die Fahrt nicht so lange gedauert. Ich wurde von der ganzen Mannschaft sehr herzlich begrüßt und alle haben sich bei mir vorgestellt. Kurz danach begann auch schon das erste Training. Ich glaube, ich habe mich gar nicht so schlecht geschlagen und war zu dem Zeitpunkt einfach nur glücklich.
Irgendwann folgte dann ein Training nach dem anderen. Oft konnte ich die Zeit bis zum nächsten Training kaum abwarten. Damals haben wir nur alle zwei Wochen trainiert, was für die kleine Johanna natürlich ein ewig langer Zeitraum war. Irgendwann war dann die Anzahl an möglichen Probetrainings vorbei und ich stand vor der Entscheidung, ein Mitglied der Mannschaft zu werden. Mit der Unterstützung meiner Eltern habe ich mich dafür entschieden. Über Umwege hat mein Papa die Rolle des Coaches übernommen. Und so begann meine Zeit bei den Hurricanes aus Bochum.
Ich konnte fast an jedem Training teilnehmen, was damals nur durch die Unterstützung meiner Eltern möglich war. Im Nachhinein betrachtet war das häufige Training sehr wichtig, da ich erst mal von Grund auf lernen musste, einen Elektrorollstuhl zu fahren. Aber das war natürlich nicht das einzige neue für mich, da ich die Regeln der Sportart lernen musste. Irgendwann stand dann der erste Spieltag an – allerdings sehr weit weg. Meine Eltern haben sich damals gegen die Reise entschieden, was ich als Anlass gesehen habe, noch mehr zu üben.
Ich habe das Fahren eines Elektrorollstuhls immer weiter geübt und irgendwann wurde das auch immer einfacher für mich. Dann musste ich üben, den Schläger richtig zu führen. Auch das hat mich damals einiges an Zeit gekostet, aber mit der Zeit wurde ich immer besser. Irgendwann stand dann der erste Heimspieltag in Bochum an. Ich hatte viel dazu gelernt und meine Eltern entschieden sich für meine Teilnahme. Das sollte der erste Spieltag meiner Karriere werden.
An dem Tag war ich extrem aufgeregt. So vieles war neu für mich und ich war einfach nur überwältigt von den ganzen neuen Eindrücken. Vermutlich hätte mir ein Zusehen an dem Tag schon gereicht. Aber es kam tatsächlich zu meinem ersten kurzen Einsatz. Und ausgerechnet in meinem ersten Spiel habe ich einen Fehler gemacht: Ich habe einen Penalty (Strafstoß) verursacht. Das kann ich tatsächlich bis heute nicht vergessen. Es sollte aber trotzdem nicht bei dem einen Spieltag bleiben.
Im Laufe meiner Karriere durfte ich unfassbar viele Sporthallen in Deutschland von innen sehen und dadurch an ganz viele schöne Orte reisen. Irgendwann sollte ich dann auch Verantwortung in der Mannschaft übernehmen. Inzwischen bin ich wortwörtlich die wilde Dreizehn geworden.
Irgendwann kam dann die erste Einladung in die deutsche Nationalmannschaft. Den Lehrgang habe ich damals wegen meines Abiturs absagen müssen. Aber unter dem amtierenden Bundestrainer kam dann nochmal eine Einladung. Für all die Erlebnisse der Bundesliga und Nationalmannschaft bin ich sehr dankbar.
Das war meine Hockey-Geschichte. Es war vielleicht nicht der typische Weg in den Sport, aber ich bin wirklich froh, diesen Weg gegangen zu sein. Das war aber nur durch die Unterstützung meiner Eltern möglich. Viele meiner Mitspielerinnen und Mitspieler sind schon lange zu engen Freundinnen und Freunden geworden. Auch bereits verstorbene Teammitglieder trage ich ewig in meinem Herzen. Und das nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch darüber hinaus. Der Sport hat mir einfach so unfassbar viel gegeben.
Wir sind auch ständig auf neue interessierte Menschen angewiesen. Vielleicht sieht man sich demnächst mal auf dem Spielfeld. Es muss ja nicht immer mit Hanni und Nanni anfangen …
Inhaltlich geprüft am 03.03.2025: M-DE-00025325