Die wichtigsten Fragen auf einen Blick
Carolin aus dem Face SMA Redaktionsteam stellt sich vor
Liebe Community,
Ich bin nicht gut darin, mich selbst zu beschreiben, und wenn ich es doch einmal tue – so wie jetzt – zähle ich lieber all die Eigenschaften und Interessen auf, die meine Persönlichkeit ausmachen.
So bin ich beispielsweise eine unverbesserliche Perfektionistin und möchte alle meine Aufgaben nicht nur zu 100 Prozent, sondern zu 120 Prozent erledigt wissen. In meinem Umfeld bin ich dafür bekannt, ein Händchen für Gestaltung und Design zu haben, denn von der Inneneinrichtung bis zum Outfit muss bei mir alles bis ins kleinste Detail aufeinander abgestimmt sein, damit ich mich auch wirklich wohlfühlen kann. Vielleicht habe ich ja genau aus diesem Grund nach der Schule Grafikdesign studiert und mich anschließend in diesem Bereich selbstständig gemacht? Fakt ist jedoch, dass ich immer eine kreative Beschäftigung brauche.
Neben meinem Hobby der Fotografie, zeichne ich zudem gerne oder arbeite daran, mir das gesamte Portfolio von Streaming-Diensten anzusehen.
Ach ja, und dann wäre da auch noch meine Leidenschaft für Musik und Konzerte. Ein Jahr ganz ohne Konzerte und Festivals ist in meinen Augen nämlich ein schlechtes Jahr, weswegen ich manchmal stundenlang in der Warteschleife irgendwelcher Ticketvorverkäufe hänge, nur um meine Lieblingsband zum x-ten Mal live performen zu sehen und völlig auszurasten, sobald mein Lieblingssong gespielt wird.
Nun, das bin ich: Carolin, 27 Jahre, Grafikdesignerin, Serienjunkie und Fangirl. Dass ich – nebenbei erwähnt – seit meiner Geburt mit der Diagnose „Spinale Muskelatrophie“ lebe, ist ein Detail, welchem ich normalerweise keine allzu große Aufmerksamkeit schenke.
Allerdings nicht deswegen, weil ich mich verstecken möchte oder mich für meine Behinderung schäme. Nein, ganz im Gegenteil! Für mich ist meine Behinderung etwas ganz Selbstverständliches. Manche Menschen tragen eine Brille, ich sitze eben im Rollstuhl. Easy, oder?
Neugierig auf Carolins Werke? Dann schau auf ihrer Webseite vorbei und guck Dir ihre kreative Arbeit einmal genauer an.
Hier geht's direkt zu ihrer Website:
Mein Ziel ist es, anderen Menschen zu zeigen, dass ich nicht trotz, sondern mit körperlicher Behinderung ein glückliches Leben führe. Deswegen zeige ich mich auf meinen Social Media Profilen genau so, wie ich bin. Ich teile Gedanken und Momente aus meinem Leben, spreche aber auch über Ableismus, der mir im Alltag leider immer wieder begegnet.
Personen, die ich neu kennenlerne, sind oft erstaunt, sobald sie feststellen, dass ich eine fröhliche und selbstbewusste junge Frau mit vielseitigen Interessen bin. Es verwirrt sie, dass sich mein Alltag nicht ausschließlich um das Thema Krankheit und Behinderung dreht, denn sie haben keine Vorstellung davon, wie die Realität von Menschen mit Behinderung tatsächlich aussieht.
Nein, ich sitze nicht den ganzen Tag deprimiert am Fenster und langweile mich – eigentlich ist meine ToDo-Liste sogar ziemlich lang.
Nein, ich bin nicht ans Bett gefesselt – wir sind hier ja schließlich nicht bei Fifty Shades of Grey.
Und nein, ich bin keine Heldin, nur weil ich heute Morgen aufgestanden bin. Soviel ich weiß, haben Held*innen nämlich Superkräfte.
Können wir diese Denkmuster also bitte endlich vergessen?
Ich bin der Meinung, dass Menschen mit Behinderung nur dann als ein gleichwertiger Teil unserer Gesellschaft akzeptiert werden können, wenn sie für ihre Rechte einstehen. Wir müssen uns der Welt zeigen, um gesehen zu werden. Wir dürfen laut sein! Ja, das erfordert Mut, doch es lohnt sich.
Genau aus diesem Grund habe ich keine Sekunde gezögert, als ich vor einigen Jahren gefragt wurde, ob ich Teil des Face SMA-Redaktionsteams sein möchte! Es ist mir eine große Ehre, dazu beizutragen, mehr Awareness für das Thema „SMA“ zu schaffen und die deutschsprachige Community auf diese Weise zu stärken. Für mich ist der Austausch mit anderen Betroffenen eine enorme Bereicherung und der Grund, wieso ich heute so selbstbewusst mit meiner Behinderung umgehen kann. Zu sehen, dass es da draußen noch so viele andere gibt, die genau die gleichen Erfahrungen machen, wie man selbst, ist ein sehr empowerndes Gefühl.
Aber manchmal ist es leider nicht so einfach, den Kontakt zu Gleichgesinnten herzustellen, wenn diese verstreut auf der ganzen Welt leben. Zum Glück gibt es das Internet!
Vielleicht kann ich mit meinem Profil dazu beitragen, dass sich junge Frauen mit SMA ein bisschen besser verstanden fühlen und sich ebenfalls trauen, ihre Träume zu verfolgen. Vielleicht kann ich für sie das Vorbild sein, das ich selbst als Jugendliche nicht hatte.
Eure Carolin
Inhaltlich geprüft am 25.06.2024: M-DE-00022219